Nachklang und Rückblick
RÜCKBLICK
Die 14-tägige Konferenz- und Meditationsreise 4 Dimensionen des HeilENS in Thailand liegt nun hinter uns. Mögen ihre Ausstrahlung und ihre Auswirkungen noch lange in allen Beteiligten nachklingen, an die Mitmenschen weitergegeben werden und Früchte tragen.
Nach 2-jähriger Vorbereitungszeit ist die Reise am 6. Februar 2016 gestartet.
40 TeilnehmerInnen und der gerade 3-jährige Tilo aus Deutschland nahmen an ihr teil. Mit den thailändischen Helfern und Helferinnen, den Referenten und Referentinnen, unserer thailändischen Übersetzerin, den Tages-Gästen und den Mönchen der buddhistischen Universität und des Klosters Wat Po in Khon Kaen wuchs die Vielfalt der Gruppe und damit auch der bereichernde, überwiegend heitere Austausch auf persönlicher und fachlicher Ebene.
DIE KONFERENZ
Die 4-tägige Konferenz zu dem Thema 4 DIMENSIONEN DES HEILENS fand im neu-erbauten Gästehaus der buddhistischen Universität in Khon Kaen statt, der zweitgrößten buddhistischen Universität Thailands. Das Programm umfasste 7 Vorträge, 4 Workshops, interaktive Arbeitsformate, dazwischen musikalisch-theatrale Performances, Sharing-Runden, Yoga am frühen Morgen, Meditation am Abend, gemeinsame, dekorativ dargereichte Mahlzeiten und reichlich Zeit für persönliche Regeneration und Begegnungen.
Das Thema der 4 Dimensionen des HeilENS – der Heilung auf der persönlichen, auf der gemeinschaftlichen Ebene, in unserer Partnerschaft zur Natur und auf spiritueller Ebene – zeigte sich in seiner Vielschichtigkeit in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen, persönlichen und spontanen Impulse in der Gruppe, in Form von Vorträgen, von „künstlerischen Verdichtungen“ durch das Künstlerteam, in Workshops und praktisch erfahrbaren Methoden wie Meditation und Yoga.
Nach der Begrüßung durch Charlotte Wachsmuth, der Initiatorin der Reise, und Christian Carow vom Mindfulness Projekt, hielt Ajahn Somchai, Schirmherr der Reise, Abt des Klosters Wat Po und Dekan der Universität, den Begrüßungvortrag zum Thema der 4 DIMENSIONEN DES HEILENS, einem weitblickenden, ganzheitlichen Prozess, der mit der Selbst-Verantwortung beginnt. Sein Bild von uns Menschen als Tropfen im Ozean – so einzigartig und gleichzeitig mit der Gemeinschaft verbunden – hat viele TeilnehmerInnen berührt und wurde während der Reise immer wieder aufgegriffen.
Es folgte der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Barbara von Meibom zur Frage:
„Heilung: Eine Synthese von Ost und West?“ Im Zentrum ihres Vortrages stand das Modell der 5 Körperhüllen und der Bewusstseinsbildung (Vedanta). Sie schuf eine brillante Brücke zwischen den Kulturen.
Am 2. Tag hielt Christian Carow eine Einführung in die Öffnung des eigenen Herzens. Als Ausdruck für die Liebe und das Leben hat er u.a. das Bild geprägt, zwischen Quelle und Mündung zu stehen.
Prof. Dr. Ekhart Hahn führte in seinem Vortrag, gestützt von Bildern und Grafiken, über die spirituelle Dimension des ökologischen Städtebaus hin zur Bedeutung der Ästhetik und der Schönheit für ein gesundes Miteinander.
Am 3. Tag folgte der Vortrag der thailändischen Ärztin Dr. Tantipp, die als eine der wenigen Frauen ein bezahlbares Gesundheitswesen auf lokaler Ebene realisiert und vor allem auf Hilfe zur Selbsthilfe setzt. Ihre ökologische Farm besuchten wir 2 Tage später.
Der letzte Tag wurde mit dem Vortrag von Jon Jandai „ Life ist easy. Warum machen wir es uns so schwer?“ begonnen, in dem Jon Jandai eindrücklich und amüsant aus seinen Leben berichtete, von seiner Entwicklung von einem als arm erklärten Mann, raus aus der Fokussierung auf das Materielle und dem endlosen Arbeiten hin zu einem selbst-bestimmten, sich selbst und eine Gemeinschaft versorgenden Farmer. Er brachte es in den Satz zusammen: „Wenn es anstrengend wird, ist etwas falsch. Mach dir dein Leben leicht.“
In den Gruppen-Arbeiten ging es darum, die Impulse der Vorträge aufzunehmen hinsichtlich einer Veränderung des eigenen Alltags:
Welche innere Haltungen lebe ich bereits ? Was greife ich auf ? Was möchte ich verwandeln (mehr Ruhe, mehr Bewusstsein, mehr den Augenblick wahrnehmen, den Wert der Gemeinschaft fühlen) ?
auf der Handlungsebene: Was lebe ich bereits ? Was möchte ich in meinem näheren Umfeld und im größeren Umfeld umsetzen (Schrebergartenkultur, in Würde und Gemeinschaft alt werden, Nachhaltigkeit leben, Gemeinschaft initiieren) ? Welche Ideen für Projekte können entstehen ?
Das Bild des selbst-erbauten Hauses (Jon Jandai: ein Kinderspiel, wenn du mit Lego spielen kannst), das des eigenen Gartens (Dr.Tantip: ein Quadratmeter mit einem Bananenbaum, der nicht nur Früchte, sondern auch Baumaterial liefert wie auch Schatten für über 55 Pflanzenarten rundherum), der notwendigen Kleidung und des gesunden Lebensstils inspirierte zu einer zentralen Gruppen-Arbeit zu den 4 Grundbedürfnissen (Nahrung, Wohnung, Kleidung, Heilung). Daraus entstanden mehrere Ansätze zu Projekten auf der inneren, persönlichen Ebene, auf der Handlungsebene im Kleinen und in der Organisation im Großen.
Zum Abschluss hielt Charlotte Wachsmuth ihren Vortrag über das „Ich im Wir und das Wir im Ich“ mit einem Einblick in die Ich-Identitätsentwicklung, wie sie in der westlichen Psychologie verstanden wird, in die Weiterentwicklung des Ichs und der Wir-Strukturen bis hin zur Organisationsform der Holarchie, wie sie die PraxisGemeinschaft Meesenring lebt.
Eine Besonderheit der Konferenz waren die künstlerischen Räume, in die die Musiker und Dramaturgen Dieter Kraft und Florian Noack nach den Vorträgen einluden. In ihnen zeigten sie mit allen möglichen Mitteln und Instrumenten mystisch-magische Bilder, die, durch die Vorträge inspiriert, den Inhalt und die Atmosphäre wiedergaben und weiterführten.
Eine weitere Besonderheit der Konferenz lag in der Entwicklung der Teilnehmenden zur Gemeinschaft. Der Blick auf die Gemeinschaft und auf gruppen-dynamische Prozesse erforderte oftmals eine Umstellung des Zeitplans und die Flexibilität der TeilnehmerInnen.
DAS TEAM
Das Organisations-Team setzte sich zusammen aus:
Charlotte Wachsmuth als Initiatorin, Christian Carow, Anja Carow, Florian Noack und Simone Struck und dem Projektcoach Heiner Max Alberti.
Zu diesem Team kamen Barbara von Meibom, Ina Elisabeth Grüttner und Dieter Kraft vor Ort beratend und unterstützend hinzu.
Das Projekt wurde vom Ursprung bis zum Abschluss kontinuierlich von Heiner Max Alberti, einem der Gründer der PraxisGemeinschaft Meesenring, tiefgründig und weise gecoacht. Er und die beiden ebenfalls vor Ort gebliebenen Teammitglieder der Praxisgemeinschaft, Bettina Alberti und Matthias Kornblum, haben die Reise von Lübeck aus wohlwollend begleitet.
Für die Übersetzung vom Thai ins Deutsche konnte Uthaiwan Khattiyasurin, kurz und freundschaftlich „Yok“ genannt, gewonnen werden. An ihrer herzlichen Art wurde fühlbar, wie fein, herzlich und selbstverständlich dienend sie sich ihrer Aufgabe widmete, eine Eigenart, die in Thailand sehr auffallend ist.
Die 4 Workshops wurden geleitet von:
Charlotte Wachsmuth – Körperarbeit aus der körperorientierten Psychotherapie
Dieter Kraft – Die Arbeit mit Kryptogrammen, eine kreative Therapie-Methode
Ina Elisabeth Grüttner – Für eine Gleichwürdigkeit in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern
Florian Noack – Die Gestaltung des Zwischenraumes im Miteinander
Weitere Angebote waren:
Yoga mit Anja Carow,
Meditation mit Charlotte Wachsmuth und Christian Carow,
Musik und Performance mit Dieter Kraft und Florian Noack,
… und, wenn man etwas auf dem Herzen hatte, war Simone Struck allgegenwärtig.
Verantwortlich für die audio-visuelle Dokumentation waren:
Aurel Bantzer, Ariane Wachsmuth und ein thailändisches Team der Universität
DIE REISE
DER BESUCH DES CANCER-TEMPLE Wat Kham Pramong,
DES MINDFULNESS-PROJECTS und
DER ORGANISCHEN FARM VON DR.TANTIPP
Der zweite Teil der Reise führte die Gemeinschaft zu 3 besonderen Orten: die erste Etappe war der Tempel Wat Kham Pramong in der Provinz Sakolnakhon, als Hospiz weit über die Grenzen Thailands hinaus bekannt, wie auch für seinen ganzheitlich-persönlichen Umgang mit Krebs-Kranken. Zuerst fand die Begegnung in kleinen Gruppen und einzelnen Kontakten mit den PatientInnen statt, in denen verschiedene Potenziale unserer Reisegemeinschaft zum Ausdruck kamen: Es gab unter anderem Heiler und Heilerinnen, MusikerInnen, Sangesschwestern und -brüder und 2 Clowns.
Als Beispiel für die offene, zugängliche und freundliche Atmosphäre dieses Tempels, die herzlichen und professionellen Qualitäten der Gruppe und das daraus erstandene Zusammenfinden, mag folgende etwas ausführlichere Beschreibung dienen:
Am Abend trafen wir uns alle gemeinsam im großen Tempel. Ca. 40 Menschen aus Thailand und 40 Menschen aus Deutschland waren zugegen. Nach der Meditation und den Abendgebetsgesängen (Chantings) gestalteten wir, zusammen mit den Patienten, den Mönchen und dem alten Abt, einen „Bunten Abend“. Unsere Geschenke in Form von musikalischen Improvisationen und Performances, Tänzen und Gesängen teilten wir mit gemeinsamen Gesang. Das „Ding, Deng, Dong“ von „Bruder Jakob“ konnten wir, unter viel Gejuchze, alle gemeinsam singen. Diese lustvolle und sehr berührende Begegnung kann als ein Zeichen gesehen werden, wie schnell Nähe mit fremden Menschen und Kulturen entstehen und dem allgegenwärtigen Thema des Sterbens mit offenem Herzen und – neben der Tiefe – auch mit Leichtigkeit begegnet werden kann. Es war ein Geschenk, dass der Abt uns in unseren Aktivitäten beiwohnte. Er ist sehr krank und es war berührend zu sehen, wie wackelig er, auf seinem Stock gestützt, in kleinen Schritten zu uns dazukam. Mit seinem großartigen Lachen hat er uns sehr beglückt.
Zum Abschluss machte er uns ein Geschenk und führte uns durch eine Sterbemeditation: in den letzten 9 Minuten unseres körperlichen Daseins zur wachen Präsenz und zur friedvollen inneren Ruhe zu gelangen.
Ein berührender Tag mit Tiefe, Schmerz und der Konfrontation mit unser aller Vergänglichkeit, mit Freude, lustvoller Kunst und Heiterkeit.
In der zweiten Etappe, nach einer gemeinsamen Übernachtung in der großen Tempelhalle unter vielen großen bunten Netzschirmen (eine Art riesiger Obstschirme, nur, dass wir in diesem Falle das Obst waren), besuchten wir das Neue Land, das das Mindfulness Projekt unter Christian, Anja, Kerry, Lizzy und Daisy neu bebauen und bepflanzen werden. Das Mindfulness-Project (MIP) arbeitet mit 25-35 Volontären aus der ganzen Welt an der Wiederaufforstung des Urwalds. Sie machen die karge Erde wieder fruchtbar durch naturnahe und nachhaltige Kreisläufe nach den Prinzipien der Permakultur. Dabei legen sie Wert auf die spirituelle Ebene der Gemeinschaft durch Meditation und Yoga.
Dort wurde ein Haus aus eigen hergestellten Lehm-Bausteinen, den Bricks, in seiner Entstehung besichtigt. Das Neue Land wurde von allen Reisenden durch einen gemeinsames Ritual geweiht, auf dass das Land, die Erde und das MIP-Projekt gesegnet und fruchtbar sei. Von den neuen thailändischen Nachbarn des Projektes wurde ein wunderbar vielseitiges thailändisches Essen im Grünen gezaubert und alle konnten sich unter der Sonne Thailands stärken. Abschließend wurden 10 Bäume ( u.a. Mangos, Zitronen, Palmen) und Pflanzen in die dürre Erde gepflanzt und begossen – für viele eine starke symbolische, in die Zukunft weisende Aktion.
Der dritte Stopp der Rundreise war die organische Heilkräuter-Farm der Ärztin Dr. Tantip. Mit ihrem Projekt hat sie vielen Frauen in Not eine Arbeit verschafft und ihnen ihre Würde zurückgegeben. Mit viel Witz und Freude zeigte sie uns ihre Erfindungen und führte uns durch ihr Projekt. In 20 Jahren liebevoller Pflege ist aus einem sehr unwirtlichem Areal mit toter Erde ein großes fruchtbares grünes Gelände geworden, mit Bäumen und Heilkräutern, einigen Gebäuden und einer kleinen Klinik. Sie hat dazu noch das Gesundheitssystem auf lokaler Ebene reformiert. Als Beispiel für ihre Reform nannte sie ihre Initiative, nach der die Einheimischen, anstatt in eine Krankenversicherung einzuzahlen – die für die meisten unerschwinglich bleibt – eine monatliche Spende an das lokale Ärztezentrum zu geben und somit ärztliche Behandlung, Beratung, Hausbesuche und Sterbebegleitung zu sichern.
DAS MEDITATIONS-RETREAT IM KLOSTER WAT PO
Der dritte Teil der Gesamtreise, das 4-tägige Schweige-Retreat im Kloster Wat Po in Khon Kaen, mag für viele im Vorfeld eine große Herausforderung gewesen sein: der Weckdienst um 3.30 Uhr in der frühe, das morgendliche Yoga, der achtfache Gang um das Klostergelände, die beiden einzigen Mahlzeiten, vor 12h Uhr mittag einzunehmen, das „edle“ Schweigen, das lange Sitzen in der Vipassana-Tradition, die Begegnung mit sich und der Natur des eigenen Geistes, die Fragen, Gedanken und Zweifel, die in der Stille auftreten… diese hohen Anforderungen an jede und jeden Einzelnen wurden getragen von einer Atmosphäre der gemeinschaftlichen Unterstützung in der Gruppe, wie auch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, des Willkommens und der praktischen Unterweisungen seitens des Abtes und der Mönche. Zudem wurden wir die Zeit über liebevoll unterstützt von den Thais der Gemeinde z.B. mit dem dargebotenen schmackhaften Essen. Die lebendigen Übersetzungen von Christian Carow waren für die meisten TeilnehmerInnen ein gut nachvollziehbarer Brückenschlag zur fremden Kultur und der Praxis der Vipassana-Meditation.
Die Thailändische Gemeinde des Klosters schenkten uns zum Abschluss eine traditionelle Zeremonie mit erlesenem Gesang für unser Glück und Wohlergehen auf Reisen. Durch einen weißen Baumwoll-Faden wurden wir alle, der Abt, die Mönche, unsere Gruppe und die Gemeinde symbolisch verbunden. Teile dieses gesegneten Fadens wurden uns dann von den Mönchen und der Gemeinde um das Handgelenk gebunden, versehen mit guten Wünschen und der Kraft ihrer strahlenden Gesichter.
Zwei Abschluss-Runden, eine abendliche mit dem Abt in seinem Garten, und die zweite im Kreise der TeilnehmerInnen zeigten, auf welch tiefen und fruchtbaren Grund die Eindrücke der Reise gefallen waren, wie sehr das menschliche Miteinander in der Gruppe gewachsen war, wie fein die heitere und fürsorgliche Art der thailändischen Menschen gewirkt hatte und wie lohnend die Arbeit und der Einsatz der Verantwortlichen gewesen war.
Eine Teilnehmerin schrieb nach ihrer Ankunft in Deutschland:
„Durch die Reise durfte ich erfahren, wie es sich anfühlt, mental und emotional richtig satt zu sein. Es ist ein Gefühl von sich selbst zu genügen und eine absolute Zufriedenheit in sich zu spüren.“
AUSBLICK
Wir sind glücklich, dass unser Konzept der besonderen Art des Reisens so schön und berührend aufgegangen ist. Ein wichtiger Teil unserer Konzeption ist die bewusste Rückkehr nach Hause, zur Familie, zur Partnerin, zum Partner, zu Freunden und Freundinnen und zu all jenen, die das Projekt von Herzen mit ihren Gedanken und Ideen oder auch zeitlich/ finanziell unterstützt haben.
So freuen wir uns – wie bereits auf dem Lübecker Treffen am 23. Juni 2015 angekündigt – auf den letzten Teil der Reise, den Wiederkommens-Tag, ein großes gemeinsames Treffen mit allen Freunden, Familienangehörigen und sonstigen lieben Menschen, um unsere Früchte zu Teilen: innere Bewegungen, Wachstumsschritte, Projekte, Fotos, Filme, Speisen, Getränke, Kunst und gemeinsame Aktionen.